Vipassana-Retreats – Brainwashing für umsonst

Vipassana: Ein Erfahrungsbericht – ist das Heilung oder Manipulation?

Inhaltsübersicht

In diesem Artikel geht’s darum toxische, spirituelle Systeme zu erkennen. Und ein Gedicht am Ende gibts auch!

Erleuchtung für lau – klingt doch gut, oder?
Was ist Vipassana? Kurz erklärt
Die Kaffeefahrt im spirituellen Gewand
Regeln, Schuld und Doppelmoral im Vipassana Retreat
Was kosten Vipassana-Retreats wirklich?
Ist Vipassana manipulativ und toxisch? – finden wir es heraus!
Ob ich Vipassana-Retreats wiederhole? – Nee! ich glaub, da geht’s nur um Kohle.
Ein Gedicht.

Wenn du deine Selbstführung abgeben willst und gerade knapp bei Kasse bist …
Moment. Stopp. Das mit der Selbstführung ist das Entscheidende. Geld kannst du immer haben. Selbstführung nicht. Also noch mal von vorn:
Wenn du deine Selbstführung abgeben willst, dann ist ein Vipassana-Retreat vielleicht genau das Richtige für dich.

Erleuchtung für lau – klingt doch gut, oder?

Wenn man Studentin ist und sowieso wenig Geld hat und einem dann angeboten wird Erleuchtung für lau, na, da schnappt man doch gerne zu, selbst wenn man lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss…
Die Videos jedenfalls versprachen viel: weltweit gab es diese Retreats und die Möglichkeit auf großen, grünen Wiesen neben Pfauen zu wandeln und den Sinn des Lebens zu verstehen…

Ich war Anfang, Mitte 20 und kam durch irgendwen irgendwie auf Vipassana Retreats und dass man da umsonst mitmachen kann. Die wollen einfach nur die Erleuchtung der Welt und das Wohl aller Menschen, deshalb bieten sie kostenlos Retreats an, wow dachte ich mir…

Mein Gott, war ich jung.

Was ist Vipassana überhaupt?

Vipassana (Pali für „Einsicht“ oder „klar sehen“) gilt als eine der ältesten Meditationstechniken des Buddhismus. Bekannt wurde sie durch S.N. Goenka, der weltweit zehntägige Schweigeretreats etablierte. Das Besondere: Sie sind formal kostenlos. Unterkunft und Essen werden gestellt, am Ende wird um Spenden gebeten. Nach außen klingt das total großzügig – doch in der Praxis erwarten dich rigide Regeln, psychologischer Druck und strukturell inszenierte Abhängigkeit. – Da kommt einem glatt das kostenlose Frühstück wieder hoch.

Die Kaffeefahrt im spirituellen Gewand

Wie kann man sich so ein Retreat vorstellen?
Wie eine Kaffeefahrt, nur eben im spirituellen Kontext. Du gibst dich einem streng vorstrukturierten Raum hin, der nicht nur meditieren und den Weltfrieden will, sondern auch Mitglieder, Spenden und deine Loyalität.
Und der Clou: Raus kommst du nicht so einfach.

Wer sich für eines der sogenannten Retreats anmeldet (also einen Rückzug aus der Selbstverantwortung), muss darin zustimmen seine Personalien, seine Identität, und sein Telefon abzugeben: alle privaten ausweisenden Dokumente werden einem abgenommen.
Voll cool, weil ja alles um Erleuchtung geht und hier geht’s einfach wirklich nur um das Wohl der Menschheit und da kann man auch mal seine privaten Ausweispapiere abgeben. Es lebe die Selbstlosigkeit! Hurray!

An toxische, spirituelle Systeme, denkst du erst mal nicht… Dass Sand im Getriebe ist, merkst du, wenn du gehen willst.
Ich wollte nach zwei Tagen gehen. Gesagt, getan – dachte ich und teilte meine Entscheidung bereits morgens mit. Mein Portemonnaies und mein Handy bekam ich jedoch erst am Abend wieder, nachdem der letzte Bus gefahren war. Mein Geldbeutel war durchgesehen worden, all meine Sachen durchsucht. Ich wurde zu Klärungsgesprächen bestellt, die Pflicht seien, das gehöre zum Gehen dazu, man wolle über meine Beweggründe, meine Blockaden und meine Probleme sprechen… dann folgten Wartezeiten in einem Gang, Verzögerungen, die Kollegin hätte wohl die Kiste mit den Geldbörsen woanders hingeräumt.
Damals blieb ich sehr diplomatisch und wollte nur meine Sachen zurück und raus. Ich war mir nicht klar über meine Rechte oder das Ausmaß der Situation – ich verstand nur, dass das hier nicht das war, wofür ich eingecheckt hatte.
Was bei Vipassana fehlt, ist Freiheit Eigenständigkeit und Würde. – Und wie soll man ohne all das zur Erleuchtung finden?!

Regeln, Schuld und Doppelmoral

Du musst schweigen.
Du darfst niemandem in die Augen schauen.
Dein Menschsein gilt als Störung, dein Ego als Feind.
Die Meditationen liefen über kratzige Lautsprecher mit endlosen Tonbändern: erst Schuld, dann Ego, dann das Versprechen von Glückseligkeit. Immer wieder die Botschaft: Du bist schuld, du bist privilegiert, du hast zu geben.
Und dann das perfide Narrativ:
Wer bleibt, ist „würdig“.
Wer geht, ist „gescheitert“.
Schon in den Aufnahmen wird subtil gespalten – All-Einssein nach außen, Abwertung nach innen.
Das Muster ist altbekannt: Schuld einflößen, Minderwertigkeit verstärken, Abhängigkeit schaffen. Typisches spirituelles Brainwashing. Und der Zauber jedes monotheistischen Religionsbaukastens.

Was kostet Vipassana wirklich?

Ja, Essen und Mehrbettzimmer sind umsonst. Aber du zahlst mit etwas viel Wertvollerem: mit deiner Eigenständigkeit, deiner Freiheit, deiner Würde. Ein extrem hoher Preis.
Du bist nicht frei zu gehen. und deine Dokumente werden als Druckmittel benutzt. Du zahlst mit deiner Integrität: Du wirst in Schuldschleifen geführt. Und wie schon bei der Erbsünde bist du als Westler:in automatisch reich und somit verpflichtet, ergo schuldig (wenn du dein Geld für dich behalten willst.. voll Ego!)
Oder könnte es etwa sein, dass Vipassana-Retreats einfach toxisch und manipulativ sind?!

Ist Vipassana manipulativ und toxisch? – Finden wir es heraus!

Und wirklich 100% kostenlos machen wir mal den Checkup für toxische Systeme, Machtstrukturen und Manipulation – ja? Okay! Los geht’s.

  1. Instanz oder System inszeniert sich als gebend, selbstlos, helfend
    – check, Erleuchtung für lau!
  2. System bringt dich dazu, Identität und Kontrolle an es abzugeben
    – check, Ausweis und Handy weg… und das für völlig umsonst. Hammer!
  3. System isoliert dich von anderen – Handy weg ja, aber noch besser: kein Augenkontakt zu den anderen, gesprochen wird nicht – sonst wärs ja kein Schweige-Retreat, logo – Ansprechparter und idealerweise beste und einzige Ansprechinstanz: Das System.
    – Check.
  4. System bringt dich dazu, dich schuldig und falsch zu fühlen, macht dich klein und nennt es Hilfe – double und trippel check! Über Lautsprecher wird dir stundenlang eingeflößt, wie reich und asozial du bist in deinem Reichtum.
  5. Das System schützt sich selbst: Wer kritisiert, mit dem stimmt was nicht. Wer geht, hat es nicht geschafft und wird wie ein unwürdiger Abtrünniger aus der Gruppe isoliert.
    – Sowas von check!
  6. Das System ist subtil, aber ganz klar autoritär strukturiert und gaslightet dich, dass dem nicht so sei. – Check! Du sollst dich unterordnen, es aber nicht benennen

Hmmm, köstlich: Schuld und Sühne im kuscheligen Schokomantel der Sozialität.

Was ich mir gewünscht hätte, war ein Ort, an dem ich Frieden finde, Klarheit, Struktur und Sinnhaftigkeit im Leben.
Was ich bekommen habe, waren Irreführung, Brainwashing, Unfreiheit und ein struktureller Käfig, in dem jedes Retreat nach Schema F abläuft.

Nachdem der letzte Bus gefahren war, musste ich mit dem Taxi zum Bahnhof fahren und ich weiß es noch wie gestern, dass ich in dieses Taxi gestiegen bin und der Taxifahrer fragte: „Und wie war’s?“ und ich so: „Voll die Gehirnwäsche, bloß weg hier!“

Ob ich Vipassana-Retreats wiederhole?
– Nee, ich glaub, da geht’s nur um Kohle. – Ein Gedicht.

Und hier noch ein kleines Gedicht, das ich meinem Vergangenheits-Ich gerne aufs Kopfkissen gelegt hätte, bevor sie nach monatelanger Wartezeit hoffnungsvoll ihre Koffer nahm, um in ein kleines Dorf Deutschlands zu fahren, um mitten im Herbst bei regnerischem Wetter an rotem Absperrband entlang Gehmeditationen durch den Schlamm zu machen. Es gab leider eine Baustelle auf dem Gelände – von Pfauen und Palmen keine Spur.

 

erhabene Gurus auf Kissen,
die vorgeben, mehr zu wissen
trinken aus nem Becher
und sprechen selber nicht
s Brainwashing kommt aus’m Lautsprecher
wie ein höheres Gericht

Du kannst nirgends hin,
darfst nirgends hin
musst dich bücken und flehn,
um aufs Klo zu gehen.

Unwürdig bist du – und sollst es verstehn!

Zum Glück gibts Erleuchtung hier völlig umsonst.
Einziger Haken, dass du nicht mehr hier rauskommst
Wer es nach zehn Tagen schafft, nichts zu spenden und zu gehen,
Bekommt meine Hochachtung ehrlich zu sehen.

Doch der muss wohl erst noch geboren werden.
Denn den subtilen Druck hält keiner auf Erden
Isoliert und abgeschirmt, hoffend aufgemacht
gehen die Suchenden in die Falle
Traurig! – Wer hätte das gedacht…
aber Vipassana Folks wolln nur deine Kohle – und zwar alle.

 

Wenn auch du dich schuldig fühlst, spende mir nichts, sondern buche am besten direkt einen Termin zur Deprogrammierung – falls du in einem Vipassana-Retreat warst, ist das genau das Richtige für dich!

WICHTIG:

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👉 Quelle: Anne Boddin, elfenrebellin.de/Artikelname ( deutliche Nennung mit direkter Verlinkung)

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